Nur Ernst nehmen oder Respekt?

Wie die jüngsten Artikel aus der Sonntagszeitung darlegen, nimmt die klassische Presse – allen voran der Tagi und Konsorten sowie die Neue Zürcher Zeitung – die neuen Medien wie die Blogosphäre Ernst. Immerhin aus diesem Augenwinkel, als dass sie – die alten Medien hoch zu Ross – einen Warnschuss quasi als Pauschal-Abreibung vor den Bug der Blogger torpedierten. Ernst nehmen vielleicht, aber respektieren?

Das sind wohl zwei paar Schuhe. Ausserdem dürfte man in nächster Zeit davon ausgehen, dass die Medienhäuser von einer realen Klage gegen einzelne Blogger absehen, wie es Martin Suter in der Sonntagszeitung schreibt:

Von einer Klage eines Medienunternehmens oder Journalisten gegen Blogger hat man bisher noch nichts gehört. Wer im Glashaus sitzt . . .

Sicherlich sind die einen oder andern Aussagen, welche in der Sonntagspresse besprochen wurden und einer Beleidigung nahe kommen könnten, prädestiniert, einem Richter eine Aussage zu entlocken, die die betreffenden Blogger als Verlierer darstellen mögen. Auch wenn nicht alle Menschen der aktiven Blogosphäre damit einverstanden sind, was die Sonntagszeitung veröffentlicht hat, so zeigt sich doch, dass die Menschen, welche ihre Ansichten in Blogs niederschreiben, mittlerweile auch von den alten Medien wahrgenommen werden. Und wie sie – die alten Medien – es selbst am eigenen Leib erfahren haben: Negative Meldungen verbreiten sich schneller und effizienter. Auch solche aus Blogs, die Kritik an Journalisten üben.

Was uns Bloggern bleibt, ist einerseits die Bestätigung, dass wir wahrgenommen werden und andererseits die Herausforderung, zynisch, angriffig, heiter, witzig und direkt zu schreiben, ohne dass eines Tages ein Einschreiben von einem Anwalt im Briefkasten liegt. Dies betrifft ja nicht nur die Presse, wie wir andernorts mitverfolgen können.

Ich bin der Meinung, dass wir insofern Hand bieten sollten, als dass wir zwar nach wie vor der alten Presse eine Angriffsfläche bieten, die sich jedoch ausserhalb der persönlichen Beleidigungen und der zwielichtigen Aussagen befindet. Ansonsten laufen wir in die Gefahr, dass uns der Spass am Bloggen vernichtet wird. Und das wäre weiss Gott schade.

Eine Herausforderung für alle

Beim Schweizer Presserat sind im Jahr 2005 genau 88 und im Jahr zuvor 74 Beschwerden eingegangen. Gemäss eigenen Angaben steht die Institution «dem Publikum und den Medienschaffenden als Beschwerdeinstanz für medienethische Fragen zur Verfügung.» Unter dem Titel «Keine Narrenfreiheit für Blogger» berichtet Michael Soukup in der Medienbeilage der «SonntagsZeitung» vom 14. Januar 2007 über medienethische Grenzgänge in der hiesigen Blogosphäre. Eine spitze Feder zu führen wissen also beide, die bezahlten Schreiberlinge in den traditionellen Medien und die (meist) Unbezahlten in den Neuen Medien. Gegenseitiges Anschwärzen bringt da nicht viel. Denn diese Auseinandersetzung zeigt viel mehr, dass einerseits in der medial hergestellten Öffentlichkeit das Ringen um Aufmerksamkeit weiter zunimmt und andererseits die Grenzen zwischen Professionalität und Dilettantismus, zwischen Objektivität und Subjektivität sowie zwischen Öffentlichem und Privatem zunehmen verschwimmen. Damit umzugehen ist eine Herausforderung für alle.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen wird der Ruf nach klaren Regeln immer lauter. Der Deutsche Presserat hat jüngst zu seinem 50. Geburtstag seine publizistischen Grundsätze überarbeitet. Auch in der Blogosphäre wird die Notwendigkeit eines Verhaltenskodex immer wieder thematisiert. Die Initiative «Fair Blogging» ist nur ein Beispiel dafür.

Lassen wir also ab von den Scharmützeln zwischen traditionellen und Neuen Medien. Schreiben wir gemeinsam in allen Medien spannende Geschichten über Themen, die uns selbst und andere interessieren. Dabei ist eine gewisse Selbstregulation durchaus zu begrüssen. Denn eins wollen wir ganz gewiss nicht: dass der Staat in unser Schaffen eingreift.

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